450 Teilnehmer aus der Mitte der Gesellschaft

Mit 450 Teilnehmenden – 350 mehr, als anfangs angemeldet – war die von den GRÜNEN mitinitiierte Kundgebung gegen Rechtsextremismus und Anitsemitismus in Ehringshausen ein voller Erfolg. Insbesondere freuen wir uns, dass der Aufruf von allen Parteien der Gemeindevertretung, sowie von zahlreichen lokalen Vereinen und Kirchengemeinden inzerstützt wurde. Die Kundgebung war ein starkes Signal, dass die Breite der Ehringshäuser Gesellschaft klar gegen Rechtsextremismus und Anitisemitismus steht.

Es gilt das gesprochene Wort 
Liebe Freudinnen und Freunde, 
ich freue mich sehr, euch auch im Namen von Bündnis 90/Die Grünen Ehringshausen hier begrüßen zu dürfen und danke euch, dass ihr heute so zahlreich hier erschienen seid, um ein Zeichen für unsere Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu setzen. In einem Dorf wie Ehringshausen, das lange als ‚Nazikaff‘ galt, ist dieses Zeichen umso stärker. So eine Demonstration und so ein breites Bündnis aus Parteien und Vereinen hatten wir hier noch nie. 
Vergangenes Wochenende, wohl als Reaktion auf diese Versammlung, haben sich hier einige Rechtsextremisten im Schutze der Dunkelheit an den Stromkästen zu schaffen gemacht und sie mit Reichsflaggen verziert. 
Dankenswerterweise wurden sie schnell gereinigt, aber der Vorfall zeigt doch eines: Während wir schlafen, kommen die Extremisten aus ihren Löchern hervor. Etwas, das sowohl buchstäblich als auch sinnbildlich gilt. 
Wir haben als Gesellschaft zu lange geschlafen. Wir haben die zunehmende Radikalisierung am rechten Rand zu lange ignoriert, kleingeredet oder verharmlost. Bei jeder provozierenden Aussage gab’s einen kurzen Aufschrei, und dann sind wir wieder schlafen gegangen. Wenn die Aussage dann wiederholt wurde, war es schon normal. Selbst der Mord an einem Politiker, Walter Lübcke, hatte offenbar keinen anhaltenden Effekt. Ein Einzeltäter, hieß es vielerorts. So haben wir zugesehen und zugelassen, wie die Grenzen des sag- und vorstellbaren immer weiter nach Rechts verschoben wurden. Und jetzt? Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem in vermeintlich „privaten“ Treffen die verfassungswidrige und menschenunwürdige Vertreibung von Millionen Deutschen ausländischer Abstammung diskutiert wird. 
Wir wissen, wo das endet, wenn wir weiterschlafen. Zumindest sollten wir es alle wissen, denn es ist schonmal passiert. Die Nazis wären nie an die Macht gekommen, wenn die Deutschen nicht zwanghaft weggeschaut hätten. Der Pfarrer Martin Niemöller sprach dazu das bekannte Zitat: 
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen – ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen – ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen – ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ 
Wer jetzt angesichts der Vertreibungspläne von rechts denkt „Ich hab‘ ja keinen Migrationshintergrund“, dem sollten diese Worte eine Mahnung sein. Es wird nicht dabei bleiben. 
Deshalb ist es gut, dass jetzt deutschlandweit so viele Menschen aufwachen, um endlich unsere Demokratie zu verteidigen. Es hat mir persönlich und auch vielen anderen Hoffnung gegeben. Dafür möchte ich euch allen danken. 
Doch die aktuelle Demonstrationswelle wird irgendwann aufhören. Und dann? Wir dürfen nicht den Fehler begehen, wieder einzuschlafen. Denn dann werden die Feinde dieser Demokratie einfach weitermachen wie gehabt. Wenn wir jetzt wieder einschlafen, dann wachen wir irgendwann zu Schlimmerem als Schmierereien auf Stromkästen auf. 
Deswegen fordere ich euch auf: Bleibt wach! Engagiert euch in demokratischen Parteien, in Vereinen oder auch privat. Demokratie ist kein Selbstläufer mehr, wir müssen sie verteidigen. Und vor allem: Bleibt laut. Tretet Extremisten entgegen, lasst ihre Aussagen nicht unbestritten stehen. Wir müssen keine Angst haben, unsere Meinung laut zu sagen, denn wie man dieser Tage sieht: In der Stadt oder auf dem Land, wir sind mehr. 
Vielen Dank.